Ein indischer Soldat steht mit einem Gewehr bewaffnet an der Straße zum Flughafen Srinagar.

Konflikt um Kaschmir-Region Pakistan und Indien greifen Militäranlagen an

Stand: 10.05.2025 12:37 Uhr

Erneute Angriffe Indiens und Pakistans verschärfen die Spannungen zwischen den Atommächten. Beide Länder melden Beschuss durch den Nachbarn, diesmal auf Militärziele. Die USA bemühen sich um Vermittlung.

Indiens Militär hat im Konflikt mit Pakistan Angriffe auf mehrere Militäranlagen geflogen. Es bezeichnete diese als Reaktion auf Attacken aus dem Nachbarland. Militärsprecherin Vyomika Singh sagte in Neu-Delhi, bei den gezielten Angriffen seien Präzisionswaffen aus indischen Kampfjets abgefeuert worden.

Ziele seien unter anderem Kommando- und Kontrollzentren, Radaranlagen und Waffenlager gewesen. Angaben zu Schäden machte die indische Seite nicht.

Drei Stützpunkte der pakistanischen Luftwaffe angegriffen

Pakistans Armeesprecher Ahmed Sharif Chaudhry erklärte in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache, dass Indien drei Stützpunkte der pakistanischen Luftwaffe mit Raketen attackiert habe. "Die meisten Raketen wurden vom alarmbereiten Luftabwehrsystem der pakistanischen Streitkräfte abgefangen", sagte er. "Die wenigen Raketen, die eindringen konnten, konnten laut einem ersten Bericht keinen Schaden an den Fluggeräten der pakistanischen Luftwaffe verursachen." Seit Mittwoch kommt es täglich zu Gefechten.

Chaudhry sprach von einer "unverhohlenen Aggression". Pakistan habe daraufhin mit Mittelstreckenraketen ein indisches Raketenlager und zwei Luftwaffenstützpunkte in Grenznähe angegriffen. Daraufhin habe Pakistan die "Operation Bunjan" begonnen. Pakistanischen Staatsmedien zufolge wurden dabei mehrere indische Militärziele getroffen und zerstört. Die Angaben beider Länder ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Der Luftraum über Pakistan wurde gesperrt.

Karte: Indien und Pakistan sowie die Region Kaschmir

USA versuchen zu vermitteln

Inmitten der Kampfhandlungen rief US-Außenminister Marco Rubio die Konfliktparteien dazu auf, wieder in Kontakt zu treten, um "Fehlkalkulationen zu vermeiden". In getrennten Telefonaten mit den Außenministern beider Länder sowie mit dem pakistanischen Armeechef habe Rubio diese aufgefordert, die direkte Kommunikation wieder aufzunehmen. Das erklärte Rubios Sprecherin Tammy Bruce.

Beide Seiten müssten "Methoden der Deeskalation" finden. In den Telefonaten habe Rubio die Hilfe der USA angeboten, um "konstruktive Gespräche zur Vermeidung künftiger Konflikte aufzunehmen", so seine Sprecherin. Am Abend hatten die G7 beide Länder zu größtmöglicher Zurückhaltung aufgerufen. Die Gruppe der sieben größten westlichen Demokratien forderte einen direkten Dialog, um eine friedliche Lösung zu finden.

Beide Seiten bringen Deeskalation ins Gespräch

Indien und Pakistan signalisierten ihrerseits, unter bestimmten Bedingungen zu einer Deeskalation bereit zu sein. Der pakistanische Außenminister Ishaq Dar sagte, sein Land würde eine Entspannung in Betracht ziehen, wenn Indien weitere Angriffe einstelle. Zuvor erklärte die indische Seite, auch sie würde Zurückhaltung üben, wenn Pakistan das ebenfalls tue.

Ungeachtet dessen erklärte Dar, dass auf weitere indische Angriffe eine Antwort folgen werde. "Wir haben geantwortet, weil unsere Geduld am Ende ist. Wenn sie hier aufhören, werden auch wir darüber nachdenken, aufzuhören", sagte er dem pakistanischen Sender Geo News.

Worum geht es im Kaschmir-Konflikt?
Die Kaschmir-Region im Himalaya ist zwischen Pakistan und Indien geteilt - beide beanspruchen aber das ganze Gebiet für sich. Die Ursprünge des Konflikts reichen bis in die Kolonialzeit zurück.

1947 entließen die Briten den indischen Subkontinent in die Unabhängigkeit und teilten diesen auf. Aus der Teilung entstand neben dem überwiegend hinduistischen Indien der neue Staat Pakistan für Muslime. Die gewaltvoll verlaufene Teilung nährt bis heute eine erbitterte Rivalität. Seit ihrer Unabhängigkeit führten beide Länder drei Kriege gegeneinander, zwei davon um Kaschmir.

Angriff auf indische Touristen löste Kämpfe aus

Am Mittwochmorgen war der jahrzehntealte Kaschmir-Konflikt militärisch eskaliert: Indien bombardierte mehrere Ziele in Pakistan, Islamabad antwortete mit Artilleriefeuer. Seitdem wurden mindestens 50 Menschen getötet.

Auslöser war ein Angriff radikaler Islamisten auf hinduistische Touristen im indischen Teil von Kaschmir am 22. April, bei dem 26 Menschen getötet wurden. Indien erklärte, zwei der drei Tatverdächtigen seien pakistanische Staatsangehörige, legte jedoch keine detaillierten Belege vor. Pakistan weist jede Verwicklung in den Terroranschlag zurück.

Indien und Pakistan haben seit ihrer Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1947 bereits zwei ihrer drei Kriege um Kaschmir geführt. Sie verfügen dem International Institute for Strategic Studies zufolge gegenwärtig über je etwa 170 Atomsprengköpfe.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 10. Mai 2025 um 13:45 Uhr.