Zwei bewaffnete Männer stehen vor einem zerstörten Fahrzeug.

Angriffe in Syrien Israel meldet Militäreinsatz zum Schutz von Drusen

Stand: 30.04.2025 14:51 Uhr

Nach schweren Kämpfen in überwiegend drusischen Gebieten Syriens hat sich Israel offenbar in den Konflikt eingeschaltet. Premier Netanjahu spricht von einer Warnung an Extremisten. Details blieben zunächst unklar.

In Syrien gab es zuletzt Gefechte zwischen bewaffneten Angehörigen der Minderheit der Drusen und sunnitischen Kämpfern. In diesen Konflikt hat sich Israel nun eingeschaltet. Der Einsatz habe als Warnung an Extremisten gedient, die weitere Angriffe auf Drusen geplant hätten, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit.

Konkrete Details des Einsatzes wurden nicht genannt. Außerdem sei die syrische Regierung aufgefordert worden, die Drusen im Land zu schützen, hieß es in der Mitteilung.

Abfällige Äußerungen als Auslöser für Spannungen

Auslöser der ersten Angriffe auf die Drusen war eine Tonaufnahme gewesen, in der sich ein Mann abfällig über den Propheten Mohammed äußerte. Die Aufnahme wurde einem drusischen Geistlichen zugeschrieben, der jedoch bestritt, so etwas je gesagt zu haben. Dennoch kam es zu Gefechten. Vertreter der Drusen in Dscharamana erklärten, die Aufnahme sei gefälscht und solle gezielt Unruhe stiften.

Bei heftigen Zusammenstößen in einem Vorort der Hauptstadt Damaskus wurden nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana mindestens elf Menschen getötet. Bewaffnete Gruppen haben demnach seit Dienstagabend Zivilisten sowie Fahrzeuge der öffentlichen Sicherheit beschossen und einen Kontrollpunkt im Vorort Sahnaja angegriffen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von mindestens 19 Toten und mehreren Verletzten.

Opferzahl könnte noch steigen

Der Beobachtungsstelle zufolge kämpften Mitglieder der drusischen Minderheit gegen regierungstreue, sunnitische Kämpfer. Die Opferzahl werde wohl noch weiter steigen, hieß es.

Die Kämpfe in Sahnaja folgen auf gewaltsame Ausschreitungen in der nahe gelegenen Stadt Dscharamana. Dort wurden seit Montagabend nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle mindestens 17 Menschen getötet.

Israel betrachtet Machthaber zunehmend als Bedrohung

Israels Regierung betrachtet die sunnitischen Islamisten, die im Dezember in Damaskus die Macht übernahmen, als wachsende Bedrohung an ihrer Grenze. Sie hat versichert, die syrischen Drusen zu verteidigen.

Die Drusen sind eine arabische Religionsgemeinschaft, die sich vor Jahrhunderten von den Ismailiten abgespalten hat, einem Zweig des schiitischen Islams. In Syrien leben etwa 700.000 Drusen. Auch im Libanon und in Israel leben Drusen.

Massaker an Alawiten im März

Die schlimmsten Kämpfe innerhalb Syriens seit dem Sturz von Präsident Baschar al-Assad Anfang Dezember ereigneten sich im März in der Küstenregion des Landes. Dort sollen nach Angriffen von Assad-Anhängern auf Sicherheitskräfte Hunderte unbeteiligte Angehörige der Minderheit der Alawiten, der auch Assad angehört, getötet worden sein.

Nach dem Sturz Assads ist Israel mit Soldaten in den Süden Syriens eingerückt, um dort nach eigenen Angaben eine Pufferzone zu schaffen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 30. April 2025 um 14:00 Uhr.