
Baldiges Treffen angekündigt Die Ukraine setzt große Hoffnung auf Kanzler Merz
In der Ukraine ist die Erwartung groß, dass Deutschland unter Kanzler Merz "Taurus"-Marschflugkörper liefert. Ein Treffen von ihm und Präsident Selenskyj werde vorbereitet, heißt es aus Kiew.
Die Ukraine hofft jetzt auf den Marschflugkörper "Taurus". Dessen Lieferung hatte Friedrich Merz selbst ins Spiel gebracht. Ein Signal, über das sich die Ukraine freut. Und das Hoffnungen weckt, erklärte der politische Beobachter Oleksandr Holubow im ukrainischen Radio.
Die Konstellation eines entschlosseneren Kanzlers als Scholz, aber dazu noch eines entschlossenen und professionellen Verteidigungsministers wie Boris Pistorius, trotz der Tatsache, dass beide in dieser Koalition in verschiedenen Parteien seien, sei ein großer Vorteil.
Da die Marschflugkörper besonders tief fliegen und relativ klein sind, können sie von der gegnerischen Flugabwehr nur schwer getroffen werden. Die Bundeswehr hat das Waffensystem "Taurus" seit 2005. Es kann mit Kampfflugzeugen des Typs "Tornado" zum Einsatz gebracht werden. Der Einsatz am "Eurofighter" wird derzeit vorbereitet. Hersteller ist eine Tochterfirma des Rüstungskonzerns MBDA.
Der Marschflugkörper "Taurus" ist das deutsch-schwedische Gegenstück zu den parallel entwickelten britisch-französischen Marschflugkörpern "Storm Shadow" und "Scalp".
Zwei Menschen sterben in Kiew
Präsident Wolodymyr Selenskyj gratulierte Friedrich Merz noch am Abend zur Wahl. Man bereite bereits ein erstes Treffen mit dem neuen Bundeskanzler vor, sagte der ukrainische Präsident in seiner Videoansprache. "Deutschland ist einer unserer wichtigsten Freunde und übernimmt bei der Unterstützung der Ukraine wirklich eine Führungsrolle", erklärte er.
Das gelte vor allem für die Luftverteidigung. Die größte Anzahl von "Patriot"- und "IRIS-T"-Systemen, die ein einzelnes Land geliefert hat, sei aus Deutschland gekommen. "Das sind Tausende von geretteten Leben", sagte Selenskyj. In der Nacht musste die Flugabwehr in Kiew wieder aktiv werden. Wie so oft griff Russland aus der Luft an - mit Raketen und Drohnen. Mindestens zwei Menschen wurden in der ukrainischen Hauptstadt getötet.
205 Soldaten kommen frei
Und doch gibt es wenigstens eine gute Nachricht. Am Dienstag tauschten Russland und die Ukraine Kriegsgefangene aus. 205 ukrainische Soldaten kehren nach Hause. Die Freude bei den Angehörigen ist groß.
Tausende aber warten immer noch auf ein Lebenszeichen ihrer Lieben. Eine von ihnen ist Anna Savchenko. Die 21-Jährige sucht ihren Vater, erzählt sie der Nachrichtenagentur AP. "Das ist kein Leben. Du existierst und wartest jeden Tag darauf, etwas zu erfahren." Jeden Tag wache sie auf und denkt: "Wo ist er? Was ist mit ihm passiert? Lebt er?" Und dann gehe sie mit demselben Gedanken ins Bett.
Viele überleben die Folter nicht
Viele Angehörige wissen auch nach Jahren vermutlicher Kriegsgefangenschaft nicht, was mit ihren Verwandten passiert ist. Ob sie überhaupt noch leben. Wenn ja, wo sie gefangen gehalten werden.
Viele ukrainische Kriegsgefangene überleben die systematische Folter der russischen Sicherheitsdienste nicht. Auch deswegen pocht die Ukraine bei möglichen Verhandlungen mit Russland immer wieder auf die Freilassung gefangener Soldaten und Zivilisten.