
Hessen Verhängnisvoller Faustschlag: Sohn tötet Vater und muss ins Gefängnis
Ein Konflikt zwischen Vater und Sohn samt lange schwelendem Familienstreit führte in Fulda zu Handgreiflichkeiten. Dabei schlug der Sohn seinen Vater, der an den Spätfolgen Monate danach starb. Nun wurde das Urteil gesprochen.
Nach einem eskalierten Familienstreit mit Todesfolge muss ein junger Mann aus Fulda ins Gefängnis. Das Landgericht Fulda verurteilte den 23-Jährigen am Dienstag wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu einer Haftstrafe von fünf Jahren. Laut Anklage schlug er seinem Vater mit der Faust gegen den Kopf, dass der 44-Jährige stürzte und Monate später deswegen starb.
Die Staatsanwaltschaft hatte den einschlägig vorbestraften Mann nicht nur wegen Körperverletzung mit Todesfolge, sondern auch wegen Bedrohung angeklagt. Im Prozessverlauf hatte der 23-Jährige die Vorwürfe eingeräumt und Reue gezeigt: "Ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen", hatte er gesagt.
Anklage forderte dreieinhalb Jahre Haft
In den Plädoyers hatte die Anklage dreieinhalb Jahre Haft gefordert. Die Verteidigung hielt ein Jahr weniger für angemessen. Mit dem Urteil ging das Gericht am Dienstag deutlich über das von der Anklage geforderte Strafmaß hinaus.
Denn der Angeklagte ist für die Justiz kein Unbekannter. Er wurde bereits mehrfach verurteilt. Es ging um Diebstahl, vorsätzliche Körperverletzung und Misshandlung. Bei einem Streit in einer Bar brach er einem Mann mit einem Faustschlag mehrfach den Kiefer.
Die Taten und Folgen für die Opfer seien in jüngster Vergangenheit immer heftiger geworden. Deswegen habe es nun eine "empfindliche Freiheitsstrafe" gegeben, begründete der Vorsitzende Richter.
Gegen das noch nicht rechtskräftige Urteil ist das Rechtsmittel der Revision zugelassen. Ob die Verteidigung den Richterspruch anfechten wird, ließ der Rechtsanwalt auf hr-Nachfrage offen.
Die Tat ereignete sich Ende August 2023 bei einem zufälligen Aufeinandertreffen nahe der Wohnung der Familie. Vater und Sohn, die seit langem zerstritten waren, begegneten sich auf dem Bürgersteig im Beisein der Mutter und einem kleinen Bruder (10). Dabei gerieten sie aneinander. Es kam es zu einem neuerlichen Disput und der Sohn versetzte dem Vater den folgenschweren Faustschlag.
Es sei nur ein Reflex und keine bewusste Aktion gewesen, weil der Vater die Hand erhoben habe, versuchte sich der Angeklagte laut Einlassung seines Rechtsanwalts zu verteidigen. Das Gericht befand hingegen, dass der Sohn eine schwere Verletzung des Mannes in Kauf genommen habe. Der Vater nahm wegen gesundheitlicher Probleme auch blutverdünnende Medikamente.
Not-OPs und künstliches Koma nach Faustschlag
Der Vater stürzte nach dem Faustschlag rückwärts zu Boden und schlug mit dem Hinterkopf auf dem Pflaster des Gehwegs auf. Der 44-Jährige kam ins Krankenhaus, musste sich zwei Not-Operationen unterziehen und lag im Wachkoma.
Ein halbes Jahr später verschlechterte sich sein Zustand. Es kam zu heftigen Blutungen im Schädel. Diese waren laut Anklage und Gutachten eine typische Spätfolge der Attacke. Das Opfer erlag Ende Februar 2024 im Krankenhaus seinen Verletzungen.
Schwere Konflikte in der Familie
Die Tat war der traurige Höhepunkt eines lange schwelenden Konflikts in der Familie. Dabei hatte der Sohn, der rund anderthalb Jahre vor der Tat ausgezogen war, mehrfach seinem Vater mit dem Tod gedroht. Er habe seinen Vater erschießen wollen, wie er ihm laut Anklage sagte. Und wenn er nicht zu einem genannten Treffpunkt komme, wolle er ein Kopfgeld auf ihn aussetzen, lautete eine andere Drohung.
Als sich Vater und Sohn am Tattag begegneten, soll der Vater nach Aussage der Mutter seine Brille abgenommen, seine Arme ausgebreitet und herausfordernd gesagt haben: "Komm! Schlag' mich!" Ohnehin stand ein ruppiger Umgang der beiden an der Tagesordnung, wie im Prozess deutlich wurde.
Täter als "Opfer des Vaters" dargestellt
Laut Verteidigung wurde der Angeklagte im Laufe der Jahre immer wieder vom Vater geschlagen und physisch wie psychisch misshandelt. Er habe auch immer wieder versucht, seiner Mutter schützend zur Seite zu stehen. Denn auch sie sei regelmäßig Opfer von Gewalt geworden.
"Mein Mandant war das Opfer seines Vaters", sagte der Verteidiger laut einem Bericht der Fuldaer Zeitung. Die jahrelangen Misshandlungen hätten schließlich dazu geführt, dass der Sohn solche Aggressionen entwickelt habe.