Zahlreiche Teilnehmende bei der Demonstration für den 21-jährigen Lorenz in Oldenburg. Lorenz war von der Polizei erschossen worden.

Niedersachsen Nach Großdemo für Lorenz A.: Auto von Discobetreiber in Brand

Stand: 28.04.2025 21:43 Uhr

Nach den tödlichen Polizeischüssen auf Lorenz A. hatten Tausende in Oldenburg friedlich protestiert. Danach brachen mehrere Feuer in der Stadt aus. Hierzu hat die Polizei nun erste Erkenntnisse mitgeteilt.

Demnach wurde das Auto des Betreibers der Disco, vor der Lorenz A. in der Nacht seines Todes in Streit geraten war, angezündet. Das Fahrzeug sei von einem Molotowcocktail getroffen worden. Insgesamt zwölf kleinere Brände waren laut Polizei nach der Demo am vergangenen Freitag in Oldenburg ausgebrochen. Die Polizei kann bisher in keinem der Fälle einen Zusammenhang mit der Kundgebung beweisen und ermittelt weiter. Unbekannte hatten unter anderem die Reifen eines am Pferdemarkt abgestellten Reisebusses angezündet. Außerdem wurde eine Straßenbarrikade errichtet und ebenfalls in Brand gesteckt. Verletzt wurde niemand.

Lorenz A. stirbt nach Schüssen aus Polizeiwaffe

Lorenz A. war am 20. April in der Oldenburger Innenstadt durch mehrere Schüsse aus einer Polizeiwaffe getötet worden. Zuvor soll der Schwarze 21-Jährige mit Reizgas gesprüht haben. Der Fall hat in Oldenburg und in der Region Trauer und Entsetzen ausgelöst. Tausende gingen daraufhin in mehreren Städten auf die Straßen. Dabei wurde auch der Vorwurf laut, rassistische Strukturen innerhalb der Polizeiarbeit hätten den Tod von Lorenz A. begünstigt. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an, wie eine Sprecherin am Montag sagte. Neue Erkenntnisse gebe es bisher nicht.

Ein Flixbus mit Brandspuren steht am Fahrbahnrand.

Brandspuren an einem Reisebus: Mehrere Brände wurden nach der Demo für Lorenz A. in Oldenburg festgestellt.

Behrens: "Wir sind keine schießwütige Truppe"

Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) erlebt Oldenburg eigenen Angaben zufolge momentan sehr gespalten. Noch nie habe er eine solche Polarisierung in seiner Stadt erlebt, sagte er dem NDR Niedersachsen. Er bittet die Menschen darum, das Ende der Ermittlungen abzuwarten - auch wenn es Geduld erfordere. Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) ging auf den Fall auch bei der Vereidigung neuer Polizeikommissaranwärterinnen und -anwärter am Montag in Hannover ein. In ihrer Rede betonte sie, dass dies ein sehr dramatischer, aber seltener Fall sei. Die Polizei Niedersachsen setze sich intensiv mit ihrer eigenen Arbeit auseinander. "Wir sind keine schießwütige Truppe", sagte sie.

Aufruf in sozialen Medien für Gedenkminute

In den Sozialen Medien hat sich derweil ein Aufruf unter Schülerinnen und Schülern verbreitet, eine Gedenkminute am Dienstag an den Oldenburger Schulen zu veranstalten. Zunächst gab es das Gerücht, Schulen würden dieses Vorhaben verbieten. Das Amt für Schule und Bildung in Oldenburg stellte klar, dass jede Schule selbst entscheiden könne, ob es eine Gedenkminute gebe oder nicht.

Fall "Lorenz A.": Debatte um Rassismus in der Polizei

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Hallo Niedersachsen | 28.04.2025 | 19:30 Uhr