Eine Frau nimmt ein paar Münzen aus einer zerrissenen Geldbörse in die Hand.

Niedersachsen Paritätischer Wohlfahrtsverband: Armut wächst in Niedersachsen

Stand: 29.04.2025 17:36 Uhr

Im vergangenen Jahr waren in Niedersachsen laut dem Paritätischen Wohlfahrtsverband 16,9 Prozent der Bevölkerung von Armut betroffen. Der Verband hat am Dienstag seinen Armutsbericht vorgestellt.

Etwa jeder sechste in Niedersachsen gilt laut dem Verbandsbericht als arm, das sind rund 1,3 Millionen Menschen. Der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr umfasst demnach mehr als zwei Prozent. Damit befinde sich das Land im Bundesvergleich auf Platz fünf über dem Bundesdurchschnitt (15,5 Prozent). Mehr Menschen gelten laut Bericht etwa in Bremen als arm - dort ist es jede vierte Person (25,9 Prozent). Weniger seien es mit 11,8 Prozent der Bevölkerung unter anderem in Bayern. Die Betroffenen eint laut dem Verband, dass ihre Kaufkraft in den vergangenen Jahren gesunken ist.

Mittleres Einkommen von armen Menschen sinkt

Während das mittlere Einkommen von Personen unterhalb der Armutsgrenze im Jahr 2020 noch bei 981 Euro im Monat gelegen habe,seien es im Jahr 2024 preisbereinigt nur noch 921 Euro gewesen, teilte der Paritätischen Wohlfahrtsverband mit. Für die Berechnung wurden die Einkommen mit der Preisentwicklung seit 2020 abgeglichen. So solle abgebildet werden, „dass man sich in 2024 für einen Euro weniger kaufen kann als noch in 2020“, heißt es im Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes.

„Wir dürfen uns daran nicht gewöhnen"

"Die Zahlen belegen, was viele Menschen mit geringem Einkommen schon lange im Alltag spüren: Die Armen werden ärmer", resümierte Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes. Von Armut betroffen sind demnach vor allem Alleinerziehende, junge Erwachsene und Rentnerinnen und Rentner, wobei die Altersarmut stark weiblich geprägt ist. Auch Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen in Niedersachsen mahnt mit Blick auf den Armutsanstieg: „Wir dürfen uns daran nicht gewöhnen." Niedersachsen brauche jetzt einen gemeinsamen Kraftakt von Land, Kommunen und Bund.

Wer in Deutschland als arm gilt

Als armutsgefährdet werden in Deutschland laut dem Statistischen Bundesamt Menschen eingestuft, die in einem Haushalt leben, der weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens aller Haushalte zur Verfügung hat. Diese Grenze lag 2024 bei 1.381 Euro im Monat für einen alleinlebenden Menschen. Zum Einkommen gehören unter anderem Löhne, Wohngeld, Kindergeld und andere Sozialleistungen.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 29.04.2025 | 14:00 Uhr