Eine Frau nimmt ein paar Münzen aus einer zerrissenen Geldbörse in die Hand.

Mecklenburg-Vorpommern Armutsbericht: Jeder sechste Mensch in MV lebt in Armut

Stand: 29.04.2025 13:34 Uhr

Jeder sechste Mensch in Mecklenburg-Vorpommern lebt in Armut. Das geht aus dem Armutsbericht des paritätischen Wohlfahrtsverbandes hervor, der heute veröffentlicht wurde.

Die Armutsquote in Mecklenburg-Vorpommern ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen und beträgt statt 15,9 nun 17,2 Prozent. Damit liegt die MV-Quote deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 15,5 Prozent und MV befindet sich im Länderranking somit auf Platz 13. Nur in Bremen, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen sind noch mehr Menschen von Armut betroffen als in Mecklenburg-Vorpommern.

Wer gilt als arm?

Die Armutsschwelle liegt bei Alleinlebenden aktuell bei 1.381 Euro im Monat, für eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern (unter 14 Jahre) bei 2.900 Euro. Dabei bezeichnet die Armutsschwelle die oberste Einkommensgrenze, bis zu der Menschen als einkommensarm gelten. Tatsächlich liegen viele Arme mit ihrem monatlichen Einkommen aber deutlich unterhalb dieser Schwelle. Das mittlere Einkommen wird für 2024 mit 1.099 Euro angegeben. Im Schnitt liegen arme Menschen mit ihrem monatlichen Einkommen 281 Euro unterhalb der Armutsschwelle. Vor allem Alleinerziehende, Jugendliche und Rentner sind von Armut betroffen. Bei den Senioren sind es häufiger Frauen, die an Altersarmut leiden.

Inflation verschärft Armut

"Die Zahlen belegen, was viele Menschen mit geringem Einkommen schon lange im Alltag spüren: Die Armen werden ärmer", so Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes. Die Hauptgründe dafür: Die zuletzt gestiegenen Energie- und Wohnkosten sowie die hohe Inflation. Der Verband sieht neben besseren Erwerbseinkommen insbesondere Handlungsbedarf bei der Bekämpfung von Wohn- und Familienarmut, der Stärkung der Rentenversicherung und dem Ausbau der Grundsicherung. Außerdem würden arme Menschen von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen, besonders in ländlichen Regionen. Von der neuen Bundesregierung verlange man, dass sie die Armut bekämpft. Einen kleinen Lichtblick gibt es dennoch: Laut dem Wohlfahrtsverband habe sich durch den Mindestlohn von mittlerweile 12 Euro zumindest die Armutssituation bei Erwerbstätigen etwas entschärft.

Nächster Bericht zu Kinderarmut

Seit 1989 veröffentlicht der Paritätische Gesamtverband regelmäßig seine "Paritätischen Armutsberichte" zu unterschiedlichen Schwerpunkten. "Verschärfung der Armut" stützt sich insbesondere auf die Mikrozensus-Unterstichprobe zu Einkommen und Lebensbedingungen vom Statistischen Bundesamt MZ-SILC. Der nächste Teil der Paritätischen Armutsberichterstattung wird sich dem Thema Kinderarmut widmen.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 29.04.2025 | 12:00 Uhr