
Mecklenburg-Vorpommern Sensor und Spritze: Alltag einer jungen Typ-1-Diabetikerin
Diabetes ist eine Volkskrankheit auf dem Vormarsch. Während Typ-2-Diabetes insgesamt häufiger vorkommt, steigen auch die Fallzahlen von Typ-1-Diabetes, besonders bei jungen Menschen - wie bei Jenna Lumer aus Rostock
Insulin-Pumpenwechsel für Jenna Lumer - wie alle drei Tage. Die 28-jährige Medizin-Studentin hat Diabetes-Typ-1. Sie braucht regelmäßig Insulin. Das Hormon hilft dabei, ihren Blutzucker zu regulieren. Ihre Insulinpumpe ist über einen dünnen Schlauch mit einem Katheter in der Haut ihres Arms verbunden. Am anderen Arm befindet sich ein Sensor, der kontinuierlich ihre Blutzuckerwerte misst. Auf einem kleinen Empfangsgerät kann Jenna die Werte ablesen.
Der Alltag mit Diabetes-Typ-1
Vor vier Jahren erhielt die damals 23-Jährige die Diagnose Diabetes-Typ-1. Nach einer Virus-Infektion war sie ständig erschöpft, hatte dauernd Durst und trockene Haut. Für Jenna und ihre Familie war die Diagnose zunächst ein Schock. Doch mit mehr und mehr Wissen über ihren Körper und die Erkrankung fühlte sich die junge Frau immer sicherer im Umgang mit Diabetes. Vieles musste sie erst lernen: "Alles, was den Körper betrifft, den Stoffwechsel, die Ernährung, Sport und Bewegung, das muss man sich alles aneignen und natürlich alles rund um Blutzuckermessen und Insulinspritzen", so Jenna Lumer.

Jenna Lumer setzt sich alle drei Tage eine neue kleine Insulin-Pumpe an, die das ihr fehlende Insulin bereitstellt.
Immer dabei: Blutzuckermessgerät und Traubenzucker
Anders als bei Diabetes-Typ-2 hört die Bauchspeicheldrüse bei Typ-1-Diabetes vollständig auf, Insulin zu produzieren. Bei der Typ-2-Form wird weiter Insulin produziert, jedoch entweder in zu geringen Mengen, oder die Körperzellen reagieren nicht mehr richtig darauf. Inzwischen hat Jenna ihre Erkrankung gut im Griff. Lebensmittel und deren Kohlenhydratwerte kennt sie auswendig. Bei jeder Mahlzeit tippt sie die Werte in ihr Empfangsgerät ein, sodass es berechnen kann, wie viel Insulin genau sie braucht. Blutzuckermessgerät, Powerbank, Notfallmedikament und Traubenzucker: In der Vorlesung oder der Bibliothek beim Lernen ist sie ausgestattet.
Nebenbei arbeitet sie als Yoga-Lehrerin - und ist froh darüber, dass das trotz der Erkrankung klappt: "Am Anfang kurz nach der Diagnose dachte ich, wie soll das gehen? Auch, dass ich an Yoga-Stunden teilnehme, weil zwischendurch ja einfach meine Alarme angehen können. Aber mittlerweile hab ich mich damit abgefunden weiß, was ich sage, wenn das passiert, dass ich das einfach offen kommuniziere mit den Teilnehmenden."
Austausch mit anderen Betroffenen
Für Jenna fühlt sich ein offener Umgang mit der Erkrankung richtig an. Mittlerweile klärt sie deshalb auch andere Betroffene auf, zum Beispiel über den Verein "Blickwinkel Diabetes". Hier ist Jenna im Vorstand, organisiert Online-Seminare und reale Treffen. Sie wünscht sich, dass Menschen mit Diabetes nicht auf ihre Krankheit reduziert werden. Und dass mehr Wissen über die Erkrankung dabei hilft.
Diabetes: Immer mehr Erkrankte in MV
Knapp 11 Prozent der Bevölkerung sind laut AOK an Typ-2-Diabetes erkrankt, der häufigsten Diabetes-Form. In Mecklenburg-Vorpommern liegt der Anteil sogar bei 14 Prozent. Diabetes-Typ-1 kommt zwar seltener vor, doch auch hier steigen die Fallzahlen, vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Prof. Holger Willenberg, Endokrinologe an der Universitätsklinik Rostock bestätigt diesen Trend gegenüber NDR 1 Radio MV. Gleichzeitig hätten sich die Therapiemöglichkeiten in den letzten Jahren verbessert: Moderne Technologien wie automatische Blutzuckersensoren würden den Alltag vieler Betroffener heute deutlich erleichtern, so Prof. Willenberg.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 29.04.2025 | 17:00 Uhr