Aufsichtsratsvorsitzende von Pfalzmarkt eG Christian Deyerling und die  Pfalzmarkt-Vorstände Hans-Jörg Friedrich (Bildmitte) und Reinhard Oerther vor den Erntekörbchen

Rheinland-Pfalz Frühe Ernte: Landwirte in der Pfalz haben zu viel Gemüse

Stand: 29.04.2025 17:46 Uhr

Wegen des guten Wetters mussten Landwirte in der Pfalz früher als erwartet ernten. Daher konkurrieren sie laut Pfalzmarkt-Genossenschaft aktuell mit Produkten aus dem Ausland.

In Körben liegen sie auf dem Präsentiertisch in der Mitte der Halle 4 bei der Pfalzmarkt-Genossenschaft in Mutterstadt (Rhein-Pfalz-Kreis) und wirken fast schon etwas verloren: Knackfrische Kopfsalate und Kohlrabi, Spargel und Rhabarber. So viel Gemüse auf einem Fleck, damit will die Pfalzmarkt-Genossenschaft zeigen: Die Gemüse-Saison ist zweifellos eröffnet.

Dass die Gemüsekörbe bereits jetzt randvoll befüllt sind, ist zwar schön anzusehen. Doch sind die überfüllten Körbe auch ein Symbol für die momentane Lage, die den Landwirten und der Pfalzmarkt-Genossenschaft nicht so recht sein dürfte. Denn aktuell gibt es einen Gemüse-Überschuss auf dem Markt. "Wir schieben hier in Deutschland aktuell Ware vor uns her", sagt Vertriebsvorstand Reinhard Oerther.

Manchmal ist das Wetter in der Pfalz fast schon zu gut für unser Gemüse Pfalzmarkt-Aufsichtsratsvorsitzender Christian Deyerling

Aktuell befinden sich Landwirte aus der Pfalz deshalb in Konkurrenz mit Produzenten aus dem Ausland. "Wir hoffen, dass sich nach den kommenden Feiertagen alles ein bisschen beruhigt und wir die deutschen Waren verkaufen können", sagt Oerther weiter.

Wetter macht Landwirten Sorgen: Kam die Ernte zu früh?

Dass es dazu gekommen ist, liegt am guten Wetter der vergangenen Wochen in der Pfalz, mit Frühling, 20 Grad und Sonnenschein. "Manchmal ist das Wetter schon fast zu schön hier in der Pfalz", sagt der Aufsichtsratsvorsitzende des Pfalzmarkts, Christian Deyerling.

Strukturwandel bei Betrieben in der Pfalz

Die Pfalzmarkt-Genossenschaft aus Mutterstadt ist ein riesiger Verbund an Landwirten: 90 Betriebe mit 12.000 Hektar bewirtschafteter Fläche. 230.000 Tonnen Obst und Gemüse haben die Bauern vom Pfalzmarkt nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr produziert und dabei einen Jahresumsatz von 307 Millionen Euro erzielt. Die Pfalzmarkt-Erzeuger besitzen zusammen das größte zusammenhängende Gemüseanbaugebiet Deutschlands.

Wenn sich die Stimmung der Landwirtschaft in Deutschland irgendwie messen lässt, dann beim Pfalzmarkt.

Erdbeeren, Lauch und Salat beim Pfalzmarkt in Mutterstadt

Bei der Pfalzmarkt-Genossenschaft hat die Frischgemüse-Saison begonnen.

Dazu zählt zunächst der Wandel bei den Betrieben. "In den kommenden Jahren werden wir weniger als 90 Betriebe werden, weil einige Erzeuger keine Nachfolger für ihre Betriebe finden", sagt der Verwaltungsvorstrand Hans-Jörg Friedrich. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft, also das Sterben von Kleinbetrieben ist ein "ganz klarer Trend", sagt auch der Aufsichtsratvorsitzende Deyerling. "Logischerweise wird kein Land liegen bleiben, die übrig gebliebenen Betriebe werden die Fläche übernehmen."

Pfalzmarkt in Mutterstadt: 15 Euro Mindestlohn würde Anbau stoppen

Weiterhin sorgt der geplante Mindestlohn von 15 Euro für Diskussionen im Pfalzmarkt. "Sollte der Mindestlohn kommen, können wir einige Produkte hier nicht mehr in der Region anbauen", sagt Friedrich. Arbeitsintensive Produkte, zum Beispiel Spargel, Erdbeere, Zucchini, die nicht maschinell zu ernten sind, könne man dann nicht mehr in der Pfalz finden, so der Vorstand.

"Bulgaren nehmen ihr Gehalt ja fast netto mit nach Hause", sagt Friedrich. Andererseits: Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt teilte dem SWR auf Nachfrage mit, dass es für viele Erntehelfer nicht mehr attraktiv sei, für die Arbeit nach Deutschland zu kommen, weil sie in anderen Ländern wie zum Beispiel in den Niederlanden mehr Geld verdienen können.

Auf die Nachfrage, ob es genug Arbeitskräfte in der Pfalz gebe, entgegnet Friedrich: "Wir haben damit dieses Jahr kein Problem damit; auch, weil wir bei der Ernte weniger Arbeitskräfte brauchen."

Neues Projekt zum Wasserverbrauch bei Pfalzmarkt gestartet

Die Pfalzmarkt-Genossenschaft kündigte außerdem an: Sie will nachhaltiger werden. Man möchte im Fuhrpark langfristig E-Autos verwenden. Seit 2024 hat der Markt außerdem eine Photovoltaikanlage in Betrieb.

Außerdem werde dieses Jahr ein neues Projekt gestartet, das Wasser auf den Feldern sparen soll. "Wir wollen den Wasserverbrauch für die Anbauflächen mithilfe von Sensorik am Boden steuern lassen", sagt der Aufsichtsratsvorsitzende Christian Deyerling.

Das Projekt beginne jetzt. Man schaue sich dafür die Technologie verschiedener Firmen an. Nächstes Jahr sollen die Pfalzmarkt-Erzeuger dann die sparende Bodensensorik für ihre Felder nutzen können. Damit in der Landwirtschaft kein Wasser mehr verschwendet werde und der Mutterstadter Pfalzmarkt auch 2026 wieder "knackiges" Gemüse präsentieren kann.

Sendung am Di., 29.4.2025 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4

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